a) Im Zen üben wir mit einfachen Formen. Das tun andere auch. Wir legen keine Bedeutung in diese Formen. Wenn wir gehen, bedeutet das nicht etwas anderes. Wir gehen einfach. Wenn wir sitzen, dann bedeutet das auch nicht etwas anderes. Wir reden auch nicht mit GOTT. Sondern wir sitzen einfach. Und während wir sitzen und zur Ruhe kommen, bleiben wir hell wach. Auch das bedeutet wieder nicht etwas anderes. Wir wachen auf, wir erwachen gewissermaßen, aber wir erwachen nicht zu etwas anderem. Wir erwachen höchstens zu dem, was wir sind. Und auch das ist nicht wieder etwas anderes.
b) Es gibt Traditionen und Lehrer, die sprechen davon, dass wir das Göttliche im Menschen sehen sollen. Ich verstehe die Intention dahinter und respektiere das. Wirklich. Aber im Zen tun wir das nicht. Obwohl unsere Intention gar nicht so verschieden ist. Das Problem ist nur - bzw. unser Problem oder mein Problem ist nur, dass wir mit Worten nicht nur verwässern, sondern regelrecht verfälschen.
c) Allein schon wenn wir von GOTT sprechen, ist das missverständlich - und eigentlich sogar ein Sakrileg. Ich frage mich zuweilen nach der Bedeutung dessen, was mit diesem Begriff GOTT gemeint ist. Und ich empfehle anderen Menschen, das hin und wieder ebenfalls zu tun. Nicht weil ich ein Atheist wäre. Bin ich gar nicht. Sondern weil dieser Begriff ein Widerspruch in sich selbst ist. Das, was wir mit GOTT allenfalls meinen können, entzieht sich jedweder begrifflichen Fixierung.
d) Was hat das mit Zen zu tun? Im Zen verzichten wir (Zen-Praktizierende) auf eine begriffliche Fixierung dessen, worum es geht. Natürlich erliegen auch wir hin und wieder der Versuchung, uns in Sprache auszudrücken. Etwa wenn wir mit anderen darüber reden, was wir beim Zen eigentlich tun und worum es eigentlich geht. Zweimal "eigentlich". Der Punkt ist, dass wir nicht sinnvoll über das sprechen können, worauf es ankommt. Es kommt auf Erfahrungen an. Die muss jeder für sich selbst machen.
e) Wenn wir davon sprechen, unsere WAHRE NATUR zu erfahren, dann ist das auch wieder so ein Unding von Wortschöpfung. Natürlich kommt es genau darauf an, auf unsere WAHRE NATUR. Aber was bitte soll das sein? Sobald wir in Worte zu fassen versuchen, worum es uns geht, weshalb wir uns überhaupt auf diese Form der Praxis einlassen, begeben wir uns auf Glatteis - und sind auch schon ausgerutscht.
f) Am besten wir halten den Mund. Einfach die Klappe halten. Üben, klar werden - und handeln. In die Welt gehen, freundlich mit den Menschen umgehen, klar sehen und klar handeln. Mehr nicht. Aber das reicht oft nicht aus. Wir wünschen uns, dass andere Menschen auch friedlich praktizieren. Wir möchten unsere Praxis des Mitgefühls teilen. Und so beginnen wir, in Worte zu fassen, was sich in Worte nun mal nicht fassen lässt.
g) Den Juden, Christen, Moslems und Hindus geht es nicht anders. Sie bedienen sich anderer Worte, eben weil sie sprechen müssen, sprechen wollen. JAHWE, GOTT, ALLAH, BRAHMA - das ist für den Außenstehenden so irreführend. Und außen stehen wir alle, solange wir nicht selbst diese Formen praktizieren.
h) Im Zen gibt es auch die Lehrreden, die sogeannten Talks oder Teishos. Die beste Lehrrede eines Zen-Meisters besteht darin, dass er vielsagend schweigt. Oder wie Buddha eine Blume hochhält und dreht und seinem Schüler in die Augen sieht, der ihn anlächelt, weil er ihn versteht.