Diese Übersetzung beruht im Wesentlichen auf der englischen von Prof. Michael Zimmermann, der mir auf Nachfrage mitteilte, dass es noch keine deutsche Fassung davon gäbe. Ich war von einem Buchhändler kontaktiert worden, weil ein Kunde nach dieser Sutra gefragt hatte; daraufhin beschloss ich, sie selbst zu übersetzen und als kostenlosen Download verfügbar zu machen. Alle Fehler in der Endfassung gehen auf meine Kappe, an ein paar wenigen Stellen habe ich eine andere Lesart bevorzugt oder mehrdeutige Ausdrücke vereinfacht, ebenso die diakritischen Zeichen, so dass auch die Sanskrit-Ausdrücke ohne Vorkenntnisse relativ korrekt ausgesprochen werden können, so wie sie im Text stehen (ein Dach ^ bedeutet: langer Vokal, sh wird „sch“ gesprochen). Der Tathâgata (groß geschrieben) für den sprechenden „Buddha“ wurde hier nicht von dem tathâgata in den Lebewesen per Rechtschreibung unterschieden.
Hiermit sei Prof. Zimmermanns ausführliches Werk zum Sutra empfohlen. Eine PDF, die auf seiner Doktorarbeit beruht, findet sich online: A Buddha Within: The Tathâgatagarbhasûtra. The Earliest Exposition of the Buddha-Nature Teaching in India. (Tokio 2002)
Dies ist eine der Sutren aus dem indischen Mahâyâna-Buddhismus, die den Gedanken ausbreitet, dass alle Lebewesen die Buddha-Natur in sich haben (tathâgatagarbha, tib. de bzhin gshegs pa’i snying po, chin. rulai zang). Auf Sanskrit sind keine Manuskripte dieser Sutra erhalten, die Übersetzung beruht auf der kanonischen tibetischen, die als wörtlicher gelten darf als die chinesischen Versionen.
Gi Do, Juli 2016
Das heilige Mahâyâna-Sûtra namens Tathâgatagarbha (rya-Tathâgatagarbha-nâma-mahâyâna-sûtra)
Einmal hörte ich das Folgende: In den heißen Monaten des zehnten Jahres nach seinem vollständigen Erwachen weilte der Erhabene auf dem Geierberg nahe Râjagrha im Candanagarbha-Pavillon des Ranacattra-Palastes. Bei ihm war eine große Mönchsgemeinde, die Hunderttausend zählte und aus shrâvaka [Hörern] bestand, die noch in der Ausbildung waren oder diese bereits beendet hatten. Fast alle waren ehrwürdige arhat [Heilige], deren Verunreinigungen beendet und die frei von Befleckungen waren, die Meisterschaft erlangt hatten, die durch vollständig befreiten Geist und tiefe Einsicht von nobler Rasse und mächtig wie große Elefanten waren, deren Pflichten erfüllt und deren Aufgaben erledigt waren, die ihre Last abgelegt und ihr eigenes Ziel erreicht hatten, in denen die Fesseln der Existenz beseitigt waren, deren Geist durch vollständiges Wissen komplett befreit war, die höchste Kontrolle über den gesamten Geist erlangt hatten.
Unter den hunderttausend Mönchen waren der ehrwürdige Mahâkâshyapa, der ehrwürdige Uruvilvâkâshyapa, der ehrwürdige Nadîkâshyapa, der ehrwürdige Gayâkâshyapa, der ehrwürdige Mahâkâtyâyana, der ehrwürdige Mahâkaushthila, der ehrwürdige Vakula, der ehrwürdige Revata, der ehrwürdige Subhûti, der ehrwürdige Pûrnamaitrâyanîputra, der ehrwürdige Vâgisha, der ehrwürdige Shâriputra, der ehrwürdige Mahâmaudgalyâyana, der ehrwürdige jnâtakaundinya der ehrwürdige Udâyin, der ehrwürdige Râhula, der ehrwürdige Nanda, der ehrwürdige Upananda, der ehrwürdige nanda und andere.
Auch Bodhisattva-mahâsattva begleiteten ihn, die aus zahlreichen Buddha-Feldern zusammengekommen waren und so zahlreich wie die Sandkörner der sechzig Ganges-Flüsse waren. Sie waren allesamt nur eine Lebensspanne vom vollständigen Erwachen entfernt und hatten die fünf großen übernatürlichen Fähigkeiten, die zehn Kräfte (bala) und die vier Arten des Selbstvertrauens (vaishâradya) erlangt, Myriaden von Buddhas verehrt und das Rad des Dharma in Bewegung versetzt, das sich nie rückwärts bewegt. Fühlende Wesen unermesslicher, unzähliger Weltensysteme erlangten den Zustand des Nicht-Nachlassens in ihrem Streben nach höchstem vollkommen Erwachen, indem sie bloß deren Namen hörten.
Unter ihnen waren die Bodhisattva-mahâsattva Dharmamati, Sirhhamati, Vajramati, Arthamati, Ratnamati, Pravaramati, Candraprabha, Ratnacandraprabha, Pûrnacandraprabha, Mahâvikrâmin, Aprameyavikrâmin, Anantavikrâmin, Trailokyavikrâmin, Acalapadavikrâmin, Mahâsthâmaprâpta, Avalokiteshvara, Gandhahastin, Gandharati, Gandharatishrî, Shrîgarbha, Sûryagarbha, Ketu, Mahâketu, Vimalaketu, Anantaratnayashti, Tyaktaratnayashti, Vimalaratnayashti, Prâmodyarâja, Sadâpramudita, Ratnapâni, Gaganaganja, Meru, Sumeru, Mahâmeru, Gunaratnâloka, Dhâranîshvararâja, Dharanîmdhara, Sarvasattvaroganivartana, Prâmodyamanas, Khinnamanas, Akhinna, Jyotishkara, Candana, Îhavivarta(na), Aprameyâbhigarjitashvara, Bodhisamutthâpana, Amogha-darshin, Sarvadharmavashavartin, der Bodhisattva-mahâsattva Maitreya, Manjushrî als junger Mann (kumârabhûta) und andere Bodhisattva-mahâsattva, so zahlreich wie die Sandkörner der sechzig Ganges-Flüsse.
Außerdem begleiteten ihn eine unzählbare Menge Gottheiten (deva), Schlangengötter, Baumgeister, himmlische Musiker, Dämonen, Menschenvögel, Menschenpferde, Schlangen-wesen, menschliche (manushya) und nicht-menschliche Wesen (amanushya). Nachdem der Erhabene von vielen Hunderttausend umgeben und verehrt war, erwiesen ihm auch Könige, hochrangige Minister, Führer ihrer Zünfte, Adlige, Beamte, Bürger und Menschen vom Land ihre Verehrung und Hochachtung.
Nachdem man ihm Essen dargeboten hatte, zog sich der Erhabene zur Meditation in den Candanagarbha-Pavillon zurück, wobei durch die Macht Buddhas Myriaden von Lotusblumen aus diesem erwuchsen, mit zahllosen Blüten so groß wie Räderwagen, farbenprächtig, aber noch nicht geöffnet. Die Lotusse stiegen gen Himmel auf, bedeckten dieses ganze Buddha-Feld und verweilten dort wie ein Baldachin aus Edelsteinen. In jedem Lotus-Blütenkelch saß im Lotussitz der Körper eines Tathâgata und sandte hunderttausende überall sichtbare Lichtstrahlen aus. Da öffneten sich alle Lotusse zu voller Blüte.
Dann wurden aufgrund der übernatürlichen Macht Buddhas alle Blüten der Lotusse ausnahmslos tief-schwarz, faulig, abstoßend, und boten keinen erfreulichen Anblick mehr. Doch in den Blütenkelchen der Lotusse waren die mit gekreuzten Beinen sitzenden Tathâgata immer noch überall sichtbar und sandten Hunderttausende Lichtstrahlen aus. Dieses ganze Buddha-Feld wurde von den Lichtstrahlen der Tathâgata-Körper, die in den Blütenkelchen der Lotusse saßen, erfüllt. Zu dieser Zeit wurde dieses Buddha-Feld außerordentlich schön. Alle Bodhisattvas und die vier Versammlungen waren überaus erstaunt und von freudiger Aufregung ergriffen.
Doch als sie das übernatürliche Schauspiel des Erhabenen beobachteten, wurden sie allmählich unsicher und fragten sich: „Warum sind wohl die Blüten und Stiele all dieser Lotusse so unansehnlich, abstoßend und unerfreulich geworden, wo doch in den Kelchen jeder Körper der Tathâgata mit gekreuzten Beinen sitzt und diese überaus schönen, überall sichtbaren zahllosen Lichtstrahlen aussendet?“
Da wandte sich der Erhabene all den Bodhisattvas und den vier Versammlungen zu, die zögerten, sich ihm zu nähern. Unter ihnen war ein Bodhisattva-mahâsattva namens Vajramati, der mit den anderen im Candanagarbha-Pavillon versammelt war.
Der Erhabene wandte sich an den Bodhisattva-mahâsattva Vajramati: „Sohn aus gutem Hause, trau dich, den Tathâgata, den Ehrwürdigen und Vollständig Erwachten, um eine Auslegung des Dharma zu bitten!“
Der Bodhisattva-mahâsattva erkannte, dass die Welt mit ihren Göttern, Menschen, Dämonen, Bodhisattvas und den vier Versammlungen vor Zweifel ängstlich war, und fragte mit dessen Erlaubnis: „Erhabener, was ist der Grund, dass dieses Weltensystem mit Myriaden unansehnlicher und fauliger Lotusse bedeckt ist, aber in ihrem Zentrum Tathâgata mit gekreuzten Beinen sitzen und Hunderttausende überall sichtbare Lichtstrahlen aussenden, weswegen nun Myriaden von Lebewesen beim Anblick der Körper der Tathâgata ihre zusammengelegten Handflächen (krtânjali) zum Respekt erheben?“
Dann äußerte der Bodhisattva Vajramati folgende Verse: „Myriaden von Buddhas sitzen bewegungslos in der Mitte der Lotusse, mit deinen übernatürlichen Kräften machst du sie sichtbar. Nie zuvor habe ich so etwas gesehen! Der Anblick der Führer, die Tausende von Lichtstrahlen aussenden, dieses gesamte Buddha-Feld mit ihrem Glanz bedecken und ein müheloses Meistern des Dharma zur Schau stellen, ist anhaltend schön. Inmitten der unansehnlichen Lotusse mit ihren abstoßenden Blüten und Stielen sitzen Tathâgata, als hätten sie die Natur von Edelsteinen. Warum hast du mit deinen übernatürlichen Kräften diese Manifestationen erzeugt? Ich sehe Buddhas so zahlreich wie die Sandkörner des Ganges und erkenne die erlesenen Manifestationen der übernatürlichen Kräfte der Tathâgata. Nie zuvor habe ich ein Wunder wie dieses jetzt bezeugt. Ich beschwöre die Höchsten unter den Menschen, die Göttlichen, zu lehren. Ich beschwöre den Erhabenen, den Grund für dieses wundersame Schauspiel zu erläutern. Ich bitte ihn eindringlich, mit Beflissenheit zu sprechen, damit die Welt davon Nutzen habe. Ich flehe ihn an, die Zweifel aller verkörperten Wesen (dehin) zu beseitigen.“
Da sprach der Erhabene zu der Vielzahl an Bodhisattvas, einschließlich dem Bodhisattva-mahâsattva Vajramati und anderen: „Söhne aus gutem Hause, es gibt ein Sutra von bedeutender Größe, das man Tathâgatagarbha nennt. Um es zu lehren, hat der Tathâgata viele Zeichen erzeugt, die euch erschienen sind. Hört deshalb genau zu, seid aufmerksam, und ich will es euch darlegen.“ Der Bodhisattva-mahâsattva Vajramati und die ganze Versammlung der Bodhisattvas stimmte zu: „Recht so!“.
Der Erhabene sprach: „Söhne aus gutem Hause, genau wie diese unansehnlichen, fauligen, abstoßenden und unerfreulichen Lotusse, die auf übernatürliche Weise vom Tathâgata erzeugt wurden, und die gefällige und schöne Form eines Tathâgata, der im Lotussitz in jedem der Blütenkelche hockt und Hunderttausende von Lichtstrahlen aussendet, von den Göttern und Menschen, die sie erkennen, mit Ehrerbietung bedacht werden, so erkennt auf gleiche Weise der Tathâgata, der Ehrwürdige und Vollständig Erwachte, dank seiner Einsicht (prajnâ), seines Wissens (jnâna) und seiner Visionskraft, dass alle Lebewesen in Myriaden von Befleckungen gehüllt sind, wie Begierde (râga), Wut (dvesha), Täuschung (moha), Sehnsucht (trshnâ) und Unwissenheit (avidyâ).
Söhne aus gutem Hause, der Erhabene erkennt, dass in den Lebewesen, die von Befleckungen umschlossen sind, viele Tathâgata bewegungslos mit gekreuzten Beinen sitzen und wie ich mit Wissen und Visionskraft ausgestattet sind. Der Tathâgata, der in den so befleckten Wesen die wahre Natur eines Tathâgata (tathâgatadharmatâ) erkennt, die bewegungslos und von den Stadien der Existenz unbeeindruckt ist, sagt dann: ‚Diese Tathâgata sind genau wie ich!‘ Söhne aus gutem Hause, darum ist die Visionskraft eines Tathâgata bewundernswert, denn sie erkennt, dass alle fühlenden Wesen einen Tathâgata (Tathâgatagarbha) enthalten.
Söhne aus gutem Hause, es ist wie mit einem, der die göttliche Sicht hat und damit solch unansehnliche und faulige Lotusse anschaut, die nicht erblühen und sich nicht öffnen, doch in ihren Kelchen Tathâgata im Lotussitz erkennt, deren Form er nun betrachten will; er würde dann die unansehnlichen, faulen und abstoßenden Lotusblüten entfernen, um die Form der Tathâgata gründlich zu säubern. Auf die gleiche Weise erkennt der Tathâgata mit der Visionskraft Buddhas, dass alle fühlenden Wesen einen Tathâgata enthalten, und lehrt den Dharma, um die Hüllen dieser fühlenden Wesen abzuschälen, die aus den Befleckungen von Begierde, Wut, Täuschung, Sehnsucht und Unwissenheit bestehen. Nachdem diese fühlenden Wesen den Dharma verstanden haben, werden die inneren Tathâgata in ihrer Vollkommenheit begründet.
Söhne aus gutem Hause, das wesentliche Gesetz (dharmatâ) der dharma [Phänomene] ist dies: Ob Tathâgata in der Welt erscheinen oder nicht, zu allen Zeiten enthalten diese fühlenden Wesen einen Tathâgata.
Söhne aus gutem Hause, aufgrund dieser Tatsache und weil fühlende Wesen in abstoßende Hüllen aus Befleckungen eingeschlossen sind, lehrt der Tathâgata, der Ehrwürdige und Vollständig Erwachte, den Bodhisattvas den Dharma und den Glauben an diese Aktivität, um jene Hüllen der Befleckung zu zerstören und so auch das Tathâgata-Wissen (tathâgatajnâna) darin vollständig zu läutern. Wenn die Bodhisattva-mahâsattva diese Lehren beharrlich anwenden und frei von allen Unreinheiten geworden sind, dann werden sie als ‚Tathâgata, Ehrwürdiger und Vollständig Erwachter‘ bezeichnet und ebenfalls alle Aufgaben eines Tathâgata übernehmen.“
Weiter sprach der Erhabene diese Verse: „Es ist, als wäre da ein abstoßender Lotus, dessen unansehnliche Hülle aus ungeöffneten Blüten bestünde, dessen Inneres jedoch einen Tathâgata enthielte, der von den Blüten unbeschmutzt ist, und als würde ein Mensch mit himmlischer Visionskraft dies erkennen. Wenn ein solcher Mensch seine Blüten abschälte, würde in deren Zentrum der Körper eines Siegreichen erscheinen, und von diesem ginge keine Unreinheit mehr aus. Er würde als der Siegreiche in der Welt erscheinen. Auf gleiche Weise sehe ich Körper von Siegreichen inmitten von Lebewesen, die so in Myriaden von Befleckungen eingeschlossen sind wie in die abstoßenden Hüllen eines Lotus. Weil ich die Befleckungen dieser Wesen beseitigen möchte, lehre ich ständig die Weisen den Dharma und denke: ‚Mögen diese fühlenden Wesen erwachen!‘ Ich reinige die Befleckungen, damit die Wesen Siegreiche werden. Meine Buddha-Vision ist die, zu erkennen, dass in all diesen fühlenden Wesen der Körper eines Siegreichen begründet ist; und um sie zu läutern, predige ich den Dharma.
Söhne aus gutem Hause, es ist, als würde zum Beispiel eine runde Honigwabe von einem Ast hängen und von allen Seiten von hunderttausend Bienen bedeckt und innen mit Honig gefüllt sein. Ein Mensch, den es nach Honig gelüstet und der darum weiß, würde durch geschickte Mittel alle Lebewesen, also die Bienen, vertreiben, um dann den Honig verwenden zu können. Auf die gleiche Weise sind alle fühlenden Wesen ausnahmslos wie eine Honigwabe: Mit der geistigen Vision eines Tathâgata erkennen sie, dass ihre innere Buddhaschaft ‚von allen Seiten eingehüllt‘ wird durch Myriaden an Befleckungen und Unreinheiten. Söhne aus gutem Hause, so wie ein geschickter Mensch durch sein Wissen erkennt, dass sich in einer Wabe, die von allen Seiten von Bienen umgeben ist, Honig befindet, so erkenne ich auf gleiche Weise mit meiner Tathâgata-Visionskraft, dass Buddhaschaft ausnahmslos in allen fühlenden Wesen ‚von allen Seiten eingehüllt‘ wird durch Myriaden an Befleckungen und Unreinheiten.
So wie der Mensch die Bienen vertrieb, so beseitigt der Tathâgata durch geschickte Mittel (upâyakushala) die Befleckungen und Unreinheiten um die innere Buddhaschaft fühlender Wesen, wie Begierde, Wut, Täuschung, Stolz (mâna), Anmaßung (mada), eifersüchtige Geringschätzung (mraksha), Raserei (krodha), Boshaftigkeit (vyâpâda), Neid (îrshyâ), Geiz (mâtsarya) und so weiter. Dann lehrt er den Dharma auf solche Weise, dass jene fühlenden Wesen nicht mehr beschmutzt und von Unreinheiten beschädigt werden.
Wenn ihre geistige Visionskraft als Tathâgata gereinigt wurde, werden sie die Aufgaben eines Tathâgata in der Welt übernehmen. Söhne aus gutem Hause, so sehe ich alle fühlenden Wesen mit meiner vollständigen reinen Sicht eines Tathâgata.“
Daraufhin sprach der Erhabene folgende Verse: „Es ist, als wäre hier eine Honigwabe, die von allen Seiten von Bienen eingehüllt und verborgen ist, und ein Mensch mit dem Bedürfnis nach Honig würde den Honig darin erkennen und die Bienen vertreiben. Hier sind auf gleiche Weise alle fühlenden Wesen, die sich in den drei Stadien der Existenz befinden, wie die Honigwabe. Die vielen Myriaden von Befleckungen sind wie die Bienen, doch ich erkenne, dass innerhalb der Befleckungen ein Tathâgata existiert. Um diesen Buddha zu veredeln, beseitige ich die Befleckungen, so wie ein Mensch mit dem Bedürfnis nach Honig die Bienen vertreibt. Mit geschickten Mitteln lehre ich hier dharma, so dass Myriaden von Befleckungen ausgelöscht werden. Ich tue dies, um diese fühlenden Wesen zu ermächtigen, nachdem sie Tathâgata geworden sind, fortdauernd die Aufgaben eines Tathâgata in der Welt zu erfüllen und die Bereitschaft zum Lehren des Dharma zu zeigen, der wie ein Topf Honig von Bienen ist.
Söhne aus gutem Hause, es ist wie mit Winterreis, Gerste, Hirse oder Monsunreis, deren Kern (sâra) komplett von einer Hülse (tusha) umgeben ist: Solange der Kern nicht aus seiner Hülse gekommen ist, kann er seine Funktion als harte oder weiche und köstliche Nahrung nicht erfüllen. Doch kann er seine Funktion in harter, weicher oder anderer Form als Essen oder Getränk wohl erfüllen, wenn Männer und Frauen, die dies wünschen, nach Ernte und Dreschen des Getreides seine raue Schale und die dünnere Innenhaut entfernen. So wie sich die Menschen des wertvollen Kerns in einer Schale bewusst sind, so erkennt auch der Tathâgata mit seiner Visionskraft, dass Tathâgata-Sein, Buddhaschaft, svayambhûtva [Synonym für Buddhaschaft], die in die Haut der Befleckungen gehüllt sind, stets in jedem fühlenden Wesen gegenwärtig sind. Der Tathâgata beseitigt auch die Haut aus Hüllen von Befleckungen, reinigt das Tathâgata-Sein in ihnen und lehrt die fühlenden Wesen den Dharma mit dem Gedanken: ‚Wie können diese fühlenden Wesen von der Haut aus Hüllen an Befleckungen befreit werden, so dass man sie in der Welt als ‚Tathâgata, Ehrwürdiger und Vollständig Erwachter‘ bezeichnet?“
Dann sprach der Erhabene die folgenden Verse: „Es ist wie mit Monsunreis und Winterreis, oder wie mit Hirse und Gerste, die ihre Funktion nicht erfüllen können, so lange sie in ihren Hülsen stecken. Sind sie erst zerstampft und ihrer Hülsen entledigt, können sie ihre zahlreichen Wirkungen entfalten, ja gar zur Nahrung von Königen werden. So wie sich Menschen des wertvollen Kerns in der Hülse bewusst sind, sehe ich den Grund der Buddhaschaft aller fühlenden Wesen von Befleckungen bedeckt. Ich lehre den Dharma deshalb, um sie zu läutern und zügig die Buddhaschaft erlangen zu lassen. Damit sie schnell zu Siegreichen werden, lehre ich den Dharma auf die Art, dass ihre Natur (dharmatâ), die sich – in Hunderte Befleckungen gewickelt – in allen fühlenden Wesen befindet, in allen von ihnen so wie meine gereinigt wird.
Söhne aus gutem Hause, es ist wie mit einem runden Goldklumpen (pinda), der jemandem gehört, welcher einen engen Pfad gegangen ist und dessen Goldklumpen an einen Ort mit verfaulenden Substanzen fiel, der voller stinkender Exkremente ist. An diesem dreckigen Ort würde das Gold unsichtbar, da es von zahlreichen unreinen Substanzen ‚übermächtigt‘ wurde, und zehn, zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig, hundert oder tausend Jahre lang dort liegen, obgleich es nicht von den unreinen Substanzen ringsherum beeinträchtigt würde, da seine Natur unvergänglich (avinâshadharmin) ist. Aufgrund des Belages mit unreinen Substanzen wäre es jedoch von keinem Nutzen für fühlende Wesen.
Betrachtete dann eine Gottheit mit himmlischer Visionskraft diesen runden Goldklumpen, dann würde sie einen Menschen anleiten: ‚Geh und reinige dieses außerordentlich wertvolle Gold da, das nur äußerlich von allen Arten verfaulender Substanzen und Schmutz bedeckt ist, und verwende das Gold auf die übliche Weise!‘ Was in diesem Gleichnis als ‚alle Arten verfaulender Substanzen und Schmutz‘ bezeichnet wird, ist eine Bezeichnung für die verschiedenen Arten von Befleckungen. Was ‚Goldklumpen‘ heißt, benennt etwas, das nicht der Vergänglichkeit unterliegt, also die wahre Natur von Lebewesen. Was ‚Gottheit mit himmlischer Visionskraft‘ heißt, steht für den Tathâgata, den Ehrwürdigen und Vollständig Erwachten. Söhne aus gutem Hause, auf die gleiche Weise lehrt der Tathâgata, der Ehrwürdige und Vollständig Erwachte, fühlende Wesen den Dharma, um Befleckungen aus allen Arten verfaulender Substanzen und jeden Schmutz von der unvergänglichen wahren Natur (dharmatâ) eines Tathâgata zu entfernen, die in allen fühlenden Wesen angetroffen wird.“
Dann äußerte der Erhabene folgende Verse: „Es ist wie dem Goldklumpen eines Menschen, der in alle Arten von Schmutz gefallen ist: Selbst wenn er jahrelang in einem solchen Stadium verbliebe, würde ihn das nicht beeinträchtigen, dank seiner unvergänglichen Natur. Eine Gottheit, die dies mit himmlischer Visionskraft erkannte, würde jemanden – in der Absicht, den Goldklumpen reinigen zu lassen – auffordern: ‚Hier ist Gold von außerordentlichem Wert! Mach es sauber und nutze es auf die übliche Weise!‘ Auf die gleiche Art kann ich erkennen, dass auch fühlende Wesen lange Zeit fortwährend von Befleckungen übermächtigt wurden, doch weil ich diese Befleckungen als unbeabsichtigt (âgantuka) erkenne, lehre ich den Dharma mit geschickten Mitteln, um die innewohnende Natur (prakrti) dieser Wesen zu läutern.
Söhne aus gutem Hause, es ist, als würde sieben Klafter (purusha) tief in der Erde unter einem Lagerraum des Hauses eines Armen ein großer Schatz aus Geld und Gold liegen, so groß wie der Lagerraum selbst. Doch der große Schatz könnte mangels einer geistigen Essenz, da er kein fühlendes Wesen ist, nicht zu dem Armen sagen: ‚Ich bin ein großer Schatz, aber hier unter der Erde begraben.‘ Der Arme als Besitzer des Hauses würde sich selbst für mittellos halten und weder von dem Schatz hören noch ihn sonst wie erkennen, obwohl er direkt darüber auf und ab liefe. Auf die gleiche Weise ist in allen fühlenden Wesen unter ihrem Denken, das auf Anhaften (abhiniveshamanasikâra) gründet, analog zu dem Haus ein großer Schatz, nämlich der Schatz der Essenz eines Tathâgata, der die zehn Kräfte, die vier Arten des Selbstvertrauens, die achtzehn besonderen und alle anderen Eigenschaften eines Buddha enthält.
Und doch hängen fühlende Wesen an Farbe und Form (rûpa), Ton (shabda), Geruch (gandha), Geschmack (rasa) und fühlbaren Objekten (sprashtavya) und wandern deshalb in Samsara [dem Kreislauf der Existenzen] umher, gefangen in Leiden (duhkhena). Weil sie nie vom großen Schatz der Buddha-Eigenschaften in ihnen selbst gehört haben, treffen sie keinerlei Anstalten, ihn in Besitz zu nehmen und zu reinigen.
Söhne aus gutem Hause, der Tathâgata erscheint in der Welt und manifestiert einen großen Schatz solcher Buddha-Eigenschaften unter den Bodhisattvas. Diese gewinnen dann Vertrauen in den großen Schatz der Buddha-Eigenschaften und graben ihn aus. Darum kennt man sie in der Welt als ‚Tathâgata, Ehrwürdige und Vollständig Erwachte‘, da sie nun – selbst zu einem großen Schatz an Buddha-Eigenschaften geworden – fühlende Wesen die Aspekte dieses beispiellosen Argumentes der Buddhaschaft in allen von ihnen lehren, ferner die Gleichnisse, welche diese Angelegenheit illustrieren, die Gründe fürs Handeln und die Aufgaben, die zu erfüllen sind. Sie sind Spender (dânapati), die aus dem Lagerraum des großen Schatzes geben und ungehinderte Bereitschaft zum Sprechen (asangapratibhânavat) besitzen, sie sind eine Schatzkammer der vielen Eigenschaften eines Buddha, einschließlich der zehn Kräfte und vier Arten des Selbstvertrauens.
Auf diese Art erkennt der Tathâgata, der Ehrwürdige und Vollständig Erwachte, mittels seiner völlig reinen Visionskraft, dass alle fühlenden Wesen wie der arme Besitzer des Hauses mit dem verborgenen Schatz sind, und er lehrt die Bodhisattvas den Dharma, um das Schatzhaus in allen fühlenden Wesen zu reinigen, welches Tathâgata-Wissen, die zehn Kräfte, die vier Arten des Selbstvertrauens und die achtzehn besonderen Eigenschaften eines Buddha enthält.“
Dann sprach der Erhabene diese Verse: „Es ist, als wäre unter dem Haus eines Armen ein Schatz aus Gold und Geld, in dem weder Bewegung noch Denken existierten und der nicht sagen könnte: ‚Ich gehöre dir!‘ Zugleich wäre ein fühlendes Wesen, der Besitzer des Hauses, verarmt. Doch weil er nichts vom Schatz wüsste und ihn niemand darüber informierte, würde der Arme weiter über dem Schatz leben, ohne ihn auszugraben. Auf die gleiche Weise sehe ich mit der Visionskraft eines Buddha, dass in allen fühlenden Wesen – obgleich sie äußerlich dem Armen ähneln – ein großer Schatz ist. Diesen Schatz betrachte ich als den bewegungslosen Körper eines sugata [Beiname Buddhas]. Ich erkenne den Schatz und lehre die Bodhisattvas Folgendes: ‚Nehmt den Schatz meines Wissens, handelt so, dass ihr frei von Armut, zum Schatz des höchsten Dharma und zu Beschützern der Welt (lokanâtha) werdet! Wer auch immer Vertrauen in meine Lehre erwirbt, in dem ist ein Schatz. Wer sich mit diesem Vertrauen einbringt, wird sehr bald herausragendes Erwachen erlangen.
Söhne aus gutem Hause, es ist wie mit der Frucht eines Mangobaumes, eines Rosenapfels, einer Palmyrapalme oder von Bambus: In der äußeren Hülle steckt ein Samen unvergänglicher Natur (avinâshadharmin), der einen Spross enthält, der auf Erde geworfen zu einem großen König der Bäume wird. Auf die gleiche Weise erkennt der Tathâgata, dass fühlende Wesen, die in der Welt weilen, völlig in die Hülle einer äußeren Schale solcher Befleckungen wie Begierde, Wut, Täuschung, Sehnsucht und Unwissenheit gewickelt sind.
In diesem Zusammenhang wird die wahre Natur eines Tathâgata, im Schoß (garbha) innerhalb der Hülle solcher Befleckungen wie Begierde, Wut, Täuschung, Sehnsucht und Unwissenheit zu sein, ‚sattva‘ genannt. Wenn es sich abgekühlt hat, ist es ausgelöscht (nirvrta). Und weil es dann vollständig bereinigt ist von den Hüllen der Befleckungen der Unwissenheit, wird es zu einer großen Ansammlung von Wissen im Bereich der fühlenden Wesen (sattvadhâtu). Die Welt mit ihren Göttern (sadevako lokah) erkennt als Tathâgata denjenigen, der diese höchste Ansammlung von Wissen im Reich fühlender Wesen erlangt hat und wie ein Tathâgata spricht.
Söhne aus gutem Hause, in diesem Zusammenhang versteht der Tathâgata, dass alle fühlenden Wesen wie der Same sind, der einen Spross enthält, und erläutert die Angelegenheit den Bodhisattva-mahâsattva, damit sie das Tathâgata-Wissen in sich selbst verwirklichen mögen.
Dann sprach der Erhabene die folgenden Verse: „So wie alle Bambusfrüchte einen Bambusspross in ihren Samen tragen, und so wie ein Spross auch in allen Früchten der Palmyrapalme und des Rosenapfels vorhanden ist: Wenn das Ergebnis, das bereits vollständig innerhalb der äußeren Hülle der Frucht enthalten ist, zum Keimen gebracht wird, dann wird ein großer Baum wachsen.
Auf die gleiche Weise erfasst der Meister des Dharma, der Führer, mit seiner höchsten, unbefleckten Visionskraft eines Buddha, dass in allen fühlenden Wesen ausnahmslos – vergleichbar mit dem Bambussamen – der Körper eines sugata enthalten ist.
Das Wesen im Stadium der unzerstörten Hülle von Befleckungen wird ‚sattva‘ genannt. Obwohl die Essenz dieses sattva, der Körper eines sugata, in Unwissenheit versteckt weilt, gibt es keine täuschende Vorstellung (manyanâ). Es verweilt in Vertiefung (samâdhi), ist vollständig beruhigt und bewegungslos.
Ich denke: ‚Wie können diese fühlenden Wesen erwachen – so wie ein großer Baum aus einem Samen erwächst – und zur Zuflucht (sharana) der Welt mit ihren Göttern werden?‘ Und ich predige den Dharma, um die fühlenden Wesen vollständig zu läutern.
Söhne aus gutem Haus, es ist wie mit einem armen Mann, der ein Tathâgata-Abbild von der Größe seiner Handfläche hält, das aus sieben Arten von Edelsteinen besteht. Dieser arme Mann wollte eine gefährliche Wildnis durchqueren, während er das Tathâgata-Abbild bei sich trug. Damit es von niemandem entdeckt oder von Räubern gestohlen würde, wickelte er es in verrottende, stinkende Lumpen ein. Dann starb der Mann aufgrund eines Unglückes, das ihm in jener Wildnis widerfuhr, und sein Tathâgata-Abbild aus Edelsteinen, das in alte Lumpen gewickelt war, blieb auf dem Fußweg liegen. Immer wieder stiegen Reisende darüber hinweg, da sie sich des wertvollen Tathâta-Bildnisses in den Lumpen nicht bewusst waren. Sie zeigten sogar mit Abscheu darauf und fragten: ‚Woher hat der Wind wohl dieses stinkende Lumpenbündel geweht?‘ Eine Gottheit, die in der Wildnis weilte und die Situation mit himmlischer Visionskraft betrachtet hatte, offenbarte freilich einigen Passanten: ‚In diesem Lumpenbündel befindet sich ein Tathâgata-Abbild aus Edelsteinen, das der Huldigung aller Welten wert ist. Ihr solltet es also öffnen!‘
Söhne aus gutem Hause, auf die gleiche Weise nimmt der Tathâgata wahr, dass alle fühlenden Wesen in die Hüllen von Befleckungen gewickelt sind und wie etwas Abstoßendes wirken, während sie jahrhundertelang durch die Wildnis des Samsara wandern. Der Tathâgata nimmt auch wahr, dass in den fühlenden Wesen, die in die Hüllen zahlreicher Befleckungen gewickelt sind – selbst wenn sie als Tiere ins Leben traten –, ebenfalls der Körper eines Tathâgata derselben Art wie mein eigener vorhanden ist. Söhne aus gutem Hause: ‚Wie kann die geistige Visionskraft eines Tathâgata (tathâgatajnânadarshana) in allen fühlenden Wesen vollständig von Unreinheiten frei und geläutert werden, so dass fühlende Wesen der Huldigung aller Welten wert werden, so wie ich es jetzt bin?‘ Auf solche Art denkend lehrt der Tathâgata den Dharma allen Bodhisattvas, um solche Wesen frei von den Hüllen der Befleckungen werden zu lassen, in die sie verwickelt sind.“
Dann sprach der Erhabene folgende Verse: „Es ist, als wäre ein sugata-Abbild in stinkende, abstoßende Materialien gewickelt – aus Edelsteinen gefertigt und doch in Lumpen gesteckt – und auf dem Weg zurückgelassen worden, wo es nun herumliegt. Und die Gottheit, die es mit himmlischer Visionskraft wahrgenommen hat, hätte einigen Leuten gesagt: ‚Hier liegt ein Tathâgata-Abbild aus Edelsteinen. Öffnet rasch dieses Lumpenbündel!‘ Meine Visionskraft ist wie diese himmlische, mit ihr erkenne ich, dass ausnahmslos alle fühlenden Wesen, die in die Hüllen von Befleckungen gewickelt sind, heftig leiden und fortdauernd von diesem Leiden des Samsara geplagt werden. Ich erkenne, dass in den Hüllen aus Befleckungen der Körper eines Siegreichen fest begründet ist, dass dieser Körper ohne Bewegung und Wandel ist und dass niemand diesen Körper befreit.
Mit dieser Erkenntnis drängte ich die Bodhisattvas: ‚Ihr habt herausragendes Erwachen erlangt, hört zu! Dies ist das wesentliche Gesetz (dharmatâ) bezüglich fühlender Wesen: In jedem fühlenden Wesen hier weilt ein Siegreicher, der von Befleckungen umhüllt ist. Wenn das innere sugata-Wissen befreit ist und alle Befleckungen ruhig gestellt sind, dann wird dieses fühlende Wesen ‚erwacht‘ (buddha) genannt, und die Herzen von Göttern und Menschen sind voller Freude.‘“
Söhne aus gutem Hause, es ist auch wie mit einer Frau ohne Beschützer (anâthabhûta), von unansehnlicher Gesichtsfarbe, üblem Geruch, abstoßender, erschreckender, hässlicher Art wie eine Dämonin (pishâcî), die in einem Armenhaus unterkam und dort schwanger wurde. Das Leben, das in ihren Schoß eintrat, war zum Weltherrscher bestimmt, und doch fragte sich die Frau bezüglich des fühlenden Wesens in ihrem Schoß nie: ‚Von welcher Art ist dieses Leben, das in meinen Schoß eingetreten ist?‘, oder gar: ‚Ist ein Leben in meinen Schoß eingetreten oder doch nicht?‘ Stattdessen war sie deprimiert, da sie sich für mittelos hielt, und dachte: ‚Ich bin minderwertig und schwach‘, weshalb sie die Zeit im Armenhaus als jemand von unansehnlichem Äußerem und schlechtem Geruch verbrachte.
Auf die gleiche Weise halten sich auch alle fühlenden Wesen für ungeschützt und vom Leiden des Samsara geplagt. Auch sie halten sich im Armenhaus auf – den Orten des Wiederwerdens in den Stadien des Seins. Obwohl das Element eines Tathâgata in die fühlenden Weisen eingetreten ist, erkennen diese es nicht.
Damit fühlende Wesen sich nicht selbst verachten, lehrt der Tathâgata in diesem Zusammenhang den Dharma mit diesen Worten: ‚Söhne aus gutem Hause, wendet Tatkraft an, ohne zu verzagen! Eines Tages wird der Tathâgata, der in euch eingetreten ist und in euch gegenwärtig ist, manifest werden. Dann wird man euch ‚Bodhisattva‘ nennen und nicht gewöhnliche fühlende Wesen (sattva).‘ Auf der nächsten Stufe wird man euch ‚Buddha‘ nennen statt ‚Bodhisattva‘.‘“
Dann sprach der Erhabene folgende Verse: „Es ist, als ob eine einfache (bâla) Frau ohne Beschützer, von hässlicher Hautfarbe und übler Gesinnung, in ein Armenhaus ziehen und dort schwanger würde. Das Leben, das in ihren Schoß eintrat, wäre dazu bestimmt, ein Weltenkönig zu werden, der –durch seinen Großmut (mahâtmatâ) und seine sieben Juwelen erhaben – über die vier Kontinente herrschte. Doch diese einfache Frau würde sich so verhalten: Sie würde nicht wissen, ob ein Leben in ihren Schoß eingetreten ist, eher würde sie weiterhin im Armenhaus bleiben und die Zeit im Glauben verbringen, dass sie mittelos sei.
Auf die gleiche Weise erkenne ich, dass alle fühlenden Wesen sich ebenso für ungeschützt und von den dharma gequält halten, die zu Leiden führen und zum Gefangenbleiben in den niederen Vergnügen der drei Bereiche, obwohl in diesen Wesen die wahre Natur (dharmatâ) ist, so wie der Weltenherrscher im Schoß jener Frau.
Mit der Erkenntnis dessen lehrte ich die Bodhisattvas: ‚Da die fühlenden Wesen nicht von der wahren Natur in ihrem eigenen Schoß wissen, die der Welt Gunst gewährt, nehmt euch ihrer an und sorgt dafür, dass sie sich nicht für minderwertig halten! Setzt entschlossen eure Tatkraft (vîrya) ein! Schon bald werdet ihr so selbst zu Siegreichen werden und an einem Punkt die Essenz des Erwachens erlangen. Dann werdet ihr fortfahren, Myriaden von Lebewesen zu befreien.‘
Söhne aus gutem Hause, es ist auch wie mit den Figuren von Pferden, Elefanten, Frauen oder Männern, die aus Wachs gemacht und dann vollständig in Lehm gehüllt werden, bis sie nach dessen Trocknen im Feuer geschmolzen werden. Nachdem das Wachs herausgeflossen ist, wird Gold geschmolzen. Wenn die Aushöhlung in der Gussform mit dem geschmolzenen Gold gefüllt ist und alle Figuren allmählich abgekühlt und im gleichen Stadium angelangt sind, sind sie zwar von schwarzem Ton umgeben und wirken äußerlich unschön, doch ihr Inneres besteht nun aus Gold. Wenn dann ein Schmied oder sein Gehilfe einen Hammer nimmt, um die Figuren von ihrer äußeren Tonschicht zu befreien, die bereits abgekühlt ist, dann werden in diesem Augenblick die Goldfiguren im Innern vollständig rein.
Genauso nimmt der Tathâgata mit der Visionskraft eines Tathâgata wahr, dass alle fühlenden Wesen wie Figuren in Ton sind: Die Aushöhlung in der Hülle äußerer Befleckungen und Unreinheiten ist mit den Qualitäten eines Buddha und mit dem wunderbar unbeschmutzten Wissen (anâsrava-jnâna) angefüllt. Innen existiert ein Tathâgata in aller Herrlichkeit.
Mit der Erkenntnis, dass alle fühlenden Wesen so sind, geht der Tathâgata unter die Bodhisattvas und lehrt sie vollkommen diese neun Dharma-Diskurse über das Tathâgata-Wissen in allen fühlenden Wesen. Mithilfe des diamant(vajra)-harten Hammers des Dharma schlägt der Tathâgata dann alle äußeren Befleckungen weg, um gänzlich das kostbare Tathâgata-Wissen dieser Bodhisattva-mahâsattva, die still und kühl geworden sind, zu läutern.
Söhne aus gutem Hause, was ‚Schmied‘ genannt wird, ist eine Bezeichnung für den Tathâgata. Nachdem der Tathâgata, der Ehrwürdige und Vollständig Erwachte, mit seiner Buddha-Visionskraft erkannt hat, dass alle fühlenden Wesen so sind, lehrt er den Dharma, um in ihnen Buddha-Wissen zu begründen und sie frei von Befleckungen werden zu lassen.
Dann äußerte der Erhabene diese Verse: „Es ist wie mit dem Herstellen goldener Abbilder: Zuerst sind Wachsfiguren äußerlich von Lehm bedeckt; nach dem Schmelzen des Wachses und seinem Herausträufeln entsteht im Innern der Tonschicht eine Aushöhlung und Leere, die mit kostbaren geschmolzenen Materialen gefüllt wird; diese verwandeln sich in Hunderttausende Goldfiguren. Dann schlägt ein Schmied, der zunächst ihr Abkühlen feststellt, die Tonschichten um die Figuren ab und denkt dabei: ‚Was kann ich tun, damit diese schwarzen Gussformen mit ihrem kostbaren Inneren sich in reine Figuren verwandeln?‘ Auf die gleiche Weise stelle ich fest, dass alle fühlenden Wesen ausnahmslos wie Goldfiguren sind, die von Ton bedeckt werden: Ihre äußere Kruste ist eine Hülle aus Befleckungen, doch innen gibt es Buddha-Wissen (buddhajnâna). Mit dem Werkzeug des Dharma schlägt der Tathâgata dann die Befleckungen dieser Bodhisattvas ab, die still und kühl geworden sind, so dass ihre Befleckungen ohne Rückstand beseitigt werden.
Lebewesen mit dem inneren Kind eines Siegreichen, der in dieser Welt rein wurde, sind genau wie die schönen wertvollen Figuren: Ihre Körper sind von den zehn Kräften eines Buddha erfüllt, und sie werden hier von der Welt mit ihren Göttern verehrt. So sehe ich alle Lebewesen; so sehe ich auch die Bodhisattvas. Geläutert durch den Tathâgata werden sie sugata. Zu reinen sugata geworden, lehren sie fortan die Regel (netrî) aller Buddhas.“
Dann sprach der Erhabene zum Bodhisattva-mahâsattva Vajramati: „Vajramati, Söhne und Töchter aus gutem Hause: Wer auch immer – ob Laie (grhin) oder Ordinierter (pravrajita) – diesen Dharma-Diskurs (dharmaparyâya), der Tathâgatagarbha genannt wird, lernt (udgrhnâti), erhält (dhârayati), rezitiert (vâcayati), versteht (paryavâpnoti), zu einem Buch macht, anderen im Einzelnen erläutert (deshayati) und lehrt (samprakâshayati), wird viel Verdienst erzeugen (punyam prasavati).
Ein gewisser Bodhisattva kann sich der Verwirklichung des Tathâgata-Wissens widmen und zum Zwecke der Verehrung aller Buddhas – ausnahmslos in jedem einzelnen Weltensystem (lokadhâtu) – nach dem Erlangen übernatürlicher Kräfte (rddhi) solch eine Vertiefung (samâdhi) erreichen, dass er mittels der dadurch erzeugten Kraft Tag für Tag jedem existierenden Tathâgata unter den Buddhas, den Erhabenen, sowie deren Bodhisattvas und den Gemeinschaften der shrâvaka Pavillons, die noch zahlreicher sind als die Sandkörner des Ganges, präsentieren könnte, in Myriaden von Buddha-Feldern, die noch zahlreicher sind als die Sandkörner des Ganges. In diesen Pavillons zu verweilen wäre zu jeder Jahreszeit angenehm. Ihre Breite und Länge betrüge jeweils ein yojana, ihre Höhe zehn yojana [viele Kilometer]. Sie wären aus allen Arten von Edelsteinen gemacht und würden himmlisch duften, wären übersät mit einer Vielzahl fallender Blüten und eingerichtet mit allen makellosen (anavadya) Objekten der Erbauung (bhoga). Die Anzahl der Pavillons betrüge fünfzig mal so viel wie es Sandkörner in hunderttausend Ganges-Flüssen gäbe. Hunderttausend kosmische Zyklen (kalpa) lang würde er so seine Verehrung zeigen.
Wenn andererseits ein gewisser Sohn oder eine Tochter aus gutem Hause den Entschluss (citta) fassen sollte, nach Erwachen (bodhi) zu streben, und nur ein Gleichnis aus diesem Dharma-Diskurs namens Tathâgatagarbha verinnerlichte oder zu einem Buch arrangierte (pustaka), dann, Vajramati, würde das zuvor beschriebene Verdienst des Bodhisattva nicht einem Hundertstel, einem Tausendstel, einem Hunderttausendstel, nicht dem kleinsten Teil (kalâ) der Ansammlung von Verdienst (punyâbhisamskâra) dieses Sohnes oder dieser Tochter nahekommen, noch würde es irgendeinem Vergleich damit standhalten.
Dann nimm einmal an, Vajramati, ein Bodhisattva auf der Suche (paryeshate) nach dem Dharma der Buddhas würde hunderttausend kosmische Zyklen lang vierhunderttausend Dreifachscheffel Blüten des Korallenbaumes (mandâra) für jeden einzelnen Tathâgata unter den Buddhas, den Erhabenen, verstreuen. Wenn andererseits irgendein Mönch, irgendeine Nonne, ein upâsaka oder eine upâsikâ sich entschieden, nach Erwachen zu streben, und nach dem Hören dieses Dharma-Diskurses namens Tathâgatagarbha ihre zusammengelegten Handflächen erhöben und nur diesen einen Satz sagten: ‚Mit Freuden stimme ich dem Gehörten zu (anumodayâmi)!‘, dann käme die Ansammlung des Verdienstes des zuvor beschriebenen Bodhisattva, verbunden mit seinem Darbringen von Blüten und Blumengirlanden, die unter den Tathâgata als Felder des Verdienstes (punyakshetra) angelegt würden, nicht einem Hundertstel, einem Tausendstel, einem Hunderttausendstel oder sonst wie diesem Ansammeln von Verdienst und Nutzen gleich, noch hielte sie irgendeinem Vergleich damit stand.“
Dann sprach der Erhabene folgende Verse: „Nehmen wir an, ein gewisses fühlendes Wesen hätte den Wunsch nach Erwachen entwickelt, diesem Diskurs gelauscht, ihn gelernt, in einem Buch niedergeschrieben oder vervielfältigt und nur einen einzigen Vers mit Wertschätzung (sagaurava) dargelegt, oder es hätte jemand infolge des Hörens des Tathâgatagarbha-Sutras nach diesem herausragenden Erwachen gesucht: Höre dir meine Beschreibung der Wohltaten (anushamsa) und des erzeugten Verdienstes an, die einem in solchen Fällen erwachsen!
Nehmen wir an, ein Held (vîra), der in diesen herausragenden übernatürlichen Kräften weilt, würde tausend kosmische Zyklen lang die Höchsten unter den Menschen (narottama) und ihre shrâvaka in den zehn Richtungen verehren. Er würde jedem Lehrer (âcârya) der Welt ausnahmslos großartige Paläste (vimânashreshta) aus Edelsteinen in unvorstellbarer Zahl darbieten. Die Paläste wären zehn yojana hoch und einen yojana breit und lang, vorzüglich ausgestattet und mit Düften und Weihrauch versehen, und in ihnen stünden Throne aus Juwelen. Diese Throne und auch die Sänften wären mit hundert Lagen Seide und Kattun bedeckt, und der Held würde diese Paläste samt ihren Thronen jedem Siegreichen darbieten. Die Siegreichen, die in den Weltensystemen weilen und zahlreicher sind als die Sandkörner des Ganges, würde er mit Hochachtung verehren und ihnen all diese Paläste schenken.
Wenn nun aber andererseits ein weiser Mensch, der dieses Sutra vernahm, nur ein einziges Gleichnis auf rechte Weise versteht oder es danach jemandem anderem darlegt, wird er größeres Verdienst als der zuvor beschriebene Held erzeugen. Das zuvor genannte Verdienst des Helden, der die Tathâgata verehrte, kommt nicht im Mindesten dem Verdienst des Weisen gleich. Der Weise wird folglich zur Zuflucht (sharana) für alle Lebewesen, und bald erlangt er herausragendes Erwachen. Der weise Bodhisattva, der auf folgende Art nachsinnt: ‚Der Tathâgatagarbha existiert auf die gleiche Weise in allen Wesen! Dies ist die wahre Natur aller fühlenden Wesen‘, wird durch seine eigene Kraft (svayambhû) rasch zu einem Erwachten.
Vajramati, auch durch die folgende Darstellung (paryâya) solltest du verstehen: Dieser Dharma-Diskurs ist besonders nutzbringend (bahukara) für Bodhisattva-mahâsattva, weil er zur Verwirklichung der Erkenntnis eines Allwissenden (sarvajnajnâna) führt. In der Vergangenheit, vor zahllosen, unvorstellbaren und mengenmäßig unsagbaren kosmischen Zyklen, und noch jenseits davon, erschien in der Welt der Tathâgata, der Ehrwürdige und Vollständig Erwachte, namens Sadâpramuktarashmi, verwirklicht in Weisheit und Verhalten, ein sugata, ein Weltenkenner, ein Wagenlenker zu zähmender menschlicher Wesen, ein Unübertrefflicher, ein Lehrer von Göttern und Menschen, ein Buddha, ein Erhabener. Warum wird dieser Tathâgata Sadâpramuktarashmi genannt? Sogleich nachdem der Erhabene, der Tathâgata Sadâpramuktarashmi, damals ein Bodhisattva, in den Schoß seiner Mutter eingetreten war, strahlte Licht von seinem Körper aus, während er sich noch im Mutterleib befand, so dass im Osten Hunderttausende Weltensysteme, so zahlreich wie die atomgroßen Staubkörner der zehn Buddha-Felder, fortdauernd von Helligkeit erfüllt waren. Auf die gleiche Weise wurden in den anderen neun Richtungen, nämlich dem Süden, Westen, Norden, Südosten, Südwesten, Nordwesten, Nordosten, sowie im Nadir und Zenith, Hunderttausende Weltensysteme, so zahlreich wie die atomgroßen Staubkörner der zehn Buddha-Felder, fortdauernd mit Helligkeit erfüllt. Dank des erquickenden und schönen Lichtes vom Körper dieses Bodhisattva, das fühlende Wesen zum Frohlocken veranlasste und ihnen Entzücken brachte, wurden also Hunderttausende Weltensysteme von Helligkeit erfüllt.
Vajramati, alle fühlenden Wesen in den Hunderttausenden von Weltensystemen, die vom Licht des Bodhisattva im Schoß seiner Mutter berührt wurden, erlangten Stärke (ojas), Schönheit (varna), Achtsamkeit (smrti), Verstehen (mati/gati) und die Bereitschaft zum Sprechen (pratibhâna).
Alle fühlenden Wesen in den Hunderttausenden von Weltensystemen, die in Höllen, als Tiere, in der Welt von Yama und als Dämonen (naraka-tiryag-yoni-yama-lokâsuropapatti) geboren worden waren, konnten sogleich mittels der Tugend, von dem Licht des Bodhisattva berührt worden zu sein, ihre Geburt abwerfen (cyavate) und unter Göttern und Menschen wiedergeboren werden.
Wer unter den Göttern und Menschen von diesem Licht berührt wurde, konnte nicht mehr aus dem höchsten und vollständigen Erwachen zurückfallen (avaivartikâ anuttarâyâm samyaksambodhau). All diejenigen, denen es unmöglich war, zurückzufallen, da sie von diesem Licht berührt worden waren, erlangten genau in diesem Moment das intellektuelle Verständnis, dass dharma keinen Ursprung haben (anutpattika-dharmashânti); sie erlangten auch die wirkmächtigen Formeln (dhâranî), die man ‚Kapitel der fünfhundert Eigenschaften‘ nennt.
All diese Hunderttausende von Weltensystemen, die vom Licht des Bodhisattva-Körpers in seinem Mutterschoß berührt worden waren, wurden aus Beryll begründet und in der Form eines Schachbrettes mit goldenen Fäden dargeboten, aus deren einzelnen Feldern Juwelenbäume mit Blüten, Früchten, Düften und Farben erwuchsen. Wenn die Juwelenbäume geschüttelt und vom Wind bewegt wurden, ertönten daraus so erquickliche und bezaubernde Töne wie: der Ton ‚Buddha‘, der Ton ‚Dharma‘, der Ton ‚Sangha‘ und der Ton ‚Bodhisattva‘, zusammen mit den Tönen ‚bala‘ (fünf Kräfte eines Bodhisattva), ‚indriya‘ (fünf spirituelle Eigenschaften), ‚bodhyanga‘ (sieben Zweige des Erwachens), ‚vimoksha‘ (Befreiung), ‚samâdhi‘ (Vertiefung) und ‚samâpatti‘ (Erlangen). Aufgrund dieser Töne der Juwelenbäume wurden fühlende Wesen in Hunderttausenden von Weltensystemen zufriedengestellt und blieben fortan voller Freude. In all diesen Buddha-Feldern verschwanden die Höllen, die tierischen Bereiche, die Welt von Yama und die Welt der Dämonen (asurakâya). Der Bodhisattva im Schoß seiner Mutter strahlte für all diese fühlenden Wesen Licht wie die Mondscheibe aus. Drei Mal tags und drei Mal nachts erhoben sie ihre zusammengelegten Handflächen, um ihm Ehre zu erweisen, während er noch im Mutterschoß weilte.
Vajramati, als dieser Bodhisattva geboren war, sich dem asketischen Leben (abhinishkramana) widmete und schließlich vollständig zur Buddhaschaft (bodhim abhisambuddha) erwachte, erstrahlte fortwährend auf solche Art Licht von seinem Körper. Selbst nach seinem vollständigen Erwachen setzte sich das Strahlen vom Körper dieses Erhabenen fort. Sogar als der Erhabene ins parinirvâna eintrat, strahlte das Licht von seinem Körper weiterhin auf gleiche Weise aus. Und selbst nach seinem Eintritt ins parinirvâna, als sein Körper in Form von Reliquien (dhâtu) in einer Stupa zurückblieb, strahlte das Licht weiter von seinem Körper aus. Aus diesem Grund wird dieser Erhabene von Göttern und Menschen ‚Der Ewig Licht Ausstrahlende‘ (Sadâpramuktarashmi) genannt.
Vajramati, als dieser Erhabene, der Tathâgata, der Ehrwürdige und Vollständig Erwachte Sadâpramuktarashmi gleich nach seinem vollständigen Erwachen lehrte (shâsana), erschien ein gewisser Bodhisattva namens Anantarashmi. Er wurde von einem Gefolge (parivâra) von Tausend Bodhisattvas begleitet. Dieser Bodhisattva Anantarashmi befragte den Erhabenen, den Tathâgata, den Ehrwürdigen und Vollständig Erwachten Sadâpramuktarashmi, bezüglich seines Dharma-Diskurses namens Tathâgatagarbha.
Um den Bodhisattvas zu nutzen (anugraha) und sie auf seine Seite zu ziehen (parigraha), erläuterte daraufhin der Tathâgata, der Ehrwürdige und Vollständig Erwachte Sadâpramuktarashmi den Dharma-Diskurs namens Tathâgatagarbha fünfhundert große kosmische Zyklen lang, während er in demselben Sitz verweilte (ekâsane nishannah). Und weil er den Bodhisattvas diesen Dharma-Diskurs namens Tathâgatagarbha vollkommen darlegte, in verständlichen (vijneya) Worten und mit zahlreichen Mitteln (abhinirhâra) bezüglich des Dharma, mit Erklärungen (nirukti) und Hunderttausenden von Gleichnissen, verstanden die Bodhisattvas in allen Weltensystemen der zehn Richtungen, die so zahlreich wie die atomgroßen Staubkörner der zehn Buddha-Felder sind, diesen Dharma ganz leicht (alpakrcchra).
Vajramati, in diesem Zusammenhang reiften sukzessive (anupûrvena) die Wurzeln der Tugend (kushalamûla) aller Bodhisattvas, die diesen Dharma-Diskurs namens Tathâgatgarbha oder auch nur den Titel Tathâgatagarbha gehört hatten. Dann erlangten diese Bodhisattvas – außer vier Bodhisattva-mahâsattva – höchstes und vollständiges Erwachen auf solche Weise, dass die wundersame Manifestation der herausragenden Eigenschaften ihrer Buddha-Felder ihren Wurzeln der Tugend entsprach.
Vajramati, wenn du glaubst, dass zu jener Zeit der Bodhisattva Anantarashmi ein anderer als du selbst war, dann ändere deine Ansicht! Vajramati, du selbst warst zu jener Zeit der Bodhisattva Anantarashmi! Wer aber sind die vier Bodhisattvas, die unter der Lehre dieses Erhabenen bis heute kein höchstes und vollständiges Erwachen zur Buddhaschaft erlangt haben? Diese vier sind die Bodhisattvas Manjushrî, Mahâsthâmaprâpta, Avalokiteshvara und du selbst, Vajramati!
Vajramati, dieser Dharma-Diskurs namens Tathâgatagarbha ist darum von großem Nutzen, da ihn zu hören für Bodhisattva-mahâsattva unmittelbar zur Verwirklichung von Buddha-Wissen (buddhajnâna) führt.“
Dann sprach der Erhabene diese Verse: „In der Vergangenheit, vor endlosen kosmischen Zyklen, erschien der Erhabene Sadâpramuktarashmi. Von dem Licht, das von seinem Körper erstrahlte, wurden Myriaden von Buddha-Feldern erleuchtet. Zu dieser Zeit bat der Bodhisattva Anantarashmi gleich nach dem vollständigen Erwachen des Siegreichen diesen sugata und Meister um diesen Diskurs, und jener erläuterte vollkommen und ohne Unterbrechung dieses Sutra. Alle, die dieses Sutra persönlich von dem Führer, unter der Lehre dieses Siegreichen, vernahmen, erlangten rasch erhabenes Erwachen, außer den vier Bodhisattvas Mahâsthâmaprâpta, Avalokiteshvara, Manjushrî und dir, Vajramati. Zu jener Zeit hörtet ihr alle dieses Sutra. Der Bodhisattva Anantarashmi, der zu jener Zeit den Siegreichen über das Tathâtagagarbhasûtra befragte und von diesem Siegreichen gezähmt worden war, dieser Sohn eines sugata warst damals du selbst, Vajramati! Ich selbst hörte, als ich früher den Weg eines Bodhisattva praktizierte, den Titel dieses Sutra vom sugata Simhadhvaja. Als ich es mit Wertschätzung vernahm, erhob ich meine zusammengelegten Handflächen. Durch solch wohlvollbrachte Taten erlangte ich schnell edles Erwachen. Darum sollten Bodhisattvas stets dieses herausragende Sutra erlernen.
Vajramati, wenn Söhne und Töchter aus gutem Hause, die von Hindernissen eingeschränkt werden, welche aus ihren Taten (karmâvarana) resultieren, diesem Dharma-Diskurs namens Tathâgatagarbha lauschen, und wenn sie ihn aufzeigen (uddishati), rezitieren (svâdhâyati), lehren oder abschreiben, dann werden sie alle, mit dem Dharma vor Augen, auf einfache Weise von den Hindernissen, die aus ihren Taten resultieren, geläutert werden.“
Dann fragte der Ehrwürdige nanda den Erhabenen das Folgende: „Erhabener, diese Söhne und Töchter aus gutem Hause, die nicht von Hindernissen eingeschränkt werden, welche auf ihren Taten beruhen, und die sich selbst diesem Dharma-Diskurs widmen (prayujyate) – von wie vielen Buddhas, den Erhabenen, bewahren sie als Menschen hoher Bildung (bâhushrutyena) Darlegungen des Dharma, so dass sie vollendet (niryâta) werden können?“
Der Erhabene antwortete: „ nanda, es gibt Söhne und Töchter aus gutem Hause, die auf Grund ihres Erhaltens der Dharma-Darlegungen von einhundert Buddhas vollendet sind. Doch es gibt auch Söhne und Töchter aus gutem Hause, die aufgrund des Erhaltens der Dharma-Darlegungen von zweihundert, dreihundert, vierhundert, fünfhundert, eintausend, zweitausend, dreitausend, viertausend, fünftausend, sechstausend, siebentausend, achttausend, neuntausend, zehntausend, hunderttausend oder gar Myriaden von Buddhas vollendet sind. Ein Bodhisattva, der diesen Dharma-Diskurs erhält, rezitiert, in Einzelheiten anderen vollkommen lehrt und als Buch erhält, sollte diesen Gedanken hegen: ‚Ich möchte schon jetzt höchstes und vollkommenes Erwachen erlangen!‘ Ein solcher ist der Huldigung und Verehrung der Welt mit ihren Göttern, Menschen und Dämonen (asura) würdig, genau wie ich es jetzt bin.“
Schließlich sprach der Erhabene folgende Verse: „Wenn ein Bodhisattva dieses Sutra gehört hat, denkt er: ‚Ich möchte das edle Erwachen erlangen!‘ Derjenige, in dessen Händen man dieses Sutra findet, ist der Huldigung durch die Welt wert, so wie ich es jetzt bin. Als Beschützer der Welt und Lehrer fühlender Wesen ist er des Lobes (prashamsya) anderer Führer (nâyaka) und Lehrer (vinâyaka) würdig. Darum sollte derjenige, in dessen Händen dieses Sutra gefunden wird, ‚König des Dharma‘ genannt werden. Er ist würdig als der Beste unter den Menschen (purusharshabha), als Träger der Dharma-Lampe (dharmolkâdhârin) und wie der volle Mond angesehen zu werden. Als Beschützer der Welt stellt er ein verehrungswürdiges Fundament dar.“
Nachdem der Erhabene so gesprochen hatte, waren der Bodhisattva Vajramati, die gesamte Menge an Bodhisattvas, die zahlreichen shrâvaka, die vier Versammlungen und die Welt mit ihren Göttern, Menschen, Dämonen und himmlischen Musikern entzückt, und sie priesen, was der Erhabene gesagt hatte.
Hier endet das Heilige Mahâyâna-Sutra namens Tâthagatagarbha.
[Tibetische Nachschrift] Der indische Meister Shâkayprabha und der Ehrwürdige Große Bearbeiter Ye shes sde haben diese Übersetzung angefertigt, korrigiert und endgültig festgeschrieben.