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Zen-Texte | Geschichte der ZEN-Gärten

Geschichte der ZEN-Gärten

Autor: Dr. Wolfgang Hess Quelle: www.zengardens.de

ZEN-Gärten
Japanische Garten-Meister vergleichen einen Garten gerne mit einem lebendigen Wesen. Um diese Art von Philosophie zu unterstreichen, bezeichnen sie auch seine Strukturen mit vergleichenden Begriffen.
So bezeichnen sie die Steine als die Knochen des Gartens. Sie stützen die Strukturen und geben dem Garten Halt. Das Fleisch und die Haut werden durch Pflanzen und Moos dargestellt und das Wasser fließt durch die Landschaft, wie das Blut durch den Körper, es versorgt den Körper bzw. den Garten mit Lebenskraft.
Wie der Körper eines Lebewesens in seiner äußeren Erscheinung durch seine Schönheit und Vollkommenheit einen Betrachter beeindrucken und anziehen kann, so gibt es in der Natur auch Stellen und Bereiche, die einen Wanderer unmittelbar in ihren Bann ziehen können, so daß er in Ehrfurcht verweilt und durch die Einwirkung dieser harmonischer Vollkommenheit eine Art von göttlicher Erhabenheit spürt.
Im Shintoismus, der Hauptreligion Japans, glauben die Japaner an Naturgötter, die man jedoch nicht erkennen kann, weil sie körperlos und somit unsichtbar sind.
Jedoch an Stellen in der Natur, an denen diese harmonische Vollkommenheit allgegenwärtig ist, da müssen diese Götter wohnen, hier spürt man ihre Anwesenheit.
An solche Stellen wurden schon in Urzeiten Schreine erbaut, mit einem Zaun umgeben und durch eine Kiesfläche von der Umgebung optisch abgetrennt.
Diese Form der Gestaltung einer Fläche kann man als Urform des japanischen Gartens bezeichnen.
Geprägt durch den Shintoismus und gelenkt durch den Baustil des Shintoschreins wurden nach und nach Gärten angelegt, um diese Götter anzulocken und in den Genuß ihres Schutzes zu kommen.
Mit Einführung des Buddhismus um 700 n.C. änderten sich Sinn und Zweck solcher Gärten in Richtung Landschaftsgarten. Der Einfluß des Götterglaubens nahm ab, und man stellte in den Parkanlagen nun oft mehr das Abbild der damals bekannten Welt im Miniaturformat dar. Diese Form der Gartengestaltung prägte wiederum alle nachfolgenden Gestaltungsstile. Über Paradiesgärten im esoterischen und Amida- Buddhismus bis zu den Wandel- und Lustgärten der Heianperiode um das elfte Jahrhundert wandelte sich der Gartenstil zwar in der Üppigkeit seiner Ausstattung, jedoch wurden immer Abbilder der Natur oder von Landschaften gestaltet.
Praktisch auf dem Höhepunkt dieser üppigen und manchmal überladenen Pracht des Gartenstils brachten gegen Ende des 12. Jahrhunderts Mönche den ZEN-Buddhismus aus China nach Japan.
ZEN übte einen bedeutenden Einfluß aus auf die Kultur Japans, seine Kunst und seine Lebenshaltung. Der ZEN-Buddhismus in Japan wurzelt wie der Buddhismus in Indien auf den Lehren Buddhas.
Jedoch wird er in gänzlich verschiedener Form praktiziert.
In Kurzform geschildert soll Buddhas Lehre den Menschen vom Leid befreien und in das Nirwana führen, indem der Mensch nach strengen vorgeschriebenen Regeln lebt, die in den Grundlagen den zehn Geboten des Christentums ähneln, damit er als besserer Mensch in den zukünftigen Leben nach seinen Wiedergeburten ein immer besseres Lebewesen wird, bis er am Ende die Erleuchtung erlangt und den endlosen Kreislauf des schmerzlichen Samsaras (das weltliche Leben) ins Nirwana (das ewige Dasein ohne Leid) eingehen kann.
Die Erleuchtung oder das Erkennen des innersten Seins erlangte Buddha nicht nach langjährigen asketischen Übungen, wie sie damals wie heute noch in Indien geübt werden, sondern nach acht Tagen in tiefster inniger Meditation.
Diese Tatsache nutzt ZEN, und konzentriert sich in seiner Praxis auf Versenkung in tiefste gedankliche Leere. ZEN kürzt mit seiner Meditationstechnik, dem Zazen, was ZEN im Sitzen bedeutet, den langwierigen Weg zur Erleuchtung ab, durch die Möglichkeit des Erlangens der direkten „spontanen“ Erleuchtung in diesem Leben.
Wer einmal versucht hat, diese tiefe gedankliche Leere durch Meditation zu erreichen, weiß wie schwer das ist. Deshalb werden dabei Hilfen angeboten, die diese Arbeit erleichtern oder unterstützen.
Jedenfalls Erkenntnis, also doch eine geistige Leistung, ist der Schlüssel zur Erleuchtung. Und so widersprüchlich und paradox ZEN eben ist, eine solche Erkenntnis kann man nur erlangen, wenn man sich völlig loslöst von Gedanken.
Unser in vielen langen Jahren ausgebildeter Geist steht uns zum Erlangen der tiefen Erkenntnis im Wege. Er muß zunächst umgeschult und in Bahnen gelenkt werden, daß er da, wo es etwas zu erkennen gibt, dieses auch erkennen kann.
Kommen wir wieder zu den Gärten.
Wandelt man durch einen schönen Garten, der als ein prächtiger Landschaftsgarten gestaltet ist, so kann man sich an ihm erfreuen, sicherlich in ihm auch seine Ruhe und eine gewisse innere Harmonie finden, auch kann er uns an eine Landschaft erinnern, die man schon irgendwo auf der Welt gesehen hat, aber eine Erkenntnis wird man wohl weniger darin erlangen.
Aber dennoch kann man Stellen finden, die eine gewisse Harmonie ausstrahlen, die einen zum Verweilen einlädt, ja sogar zwingt, so daß man beim längeren Betrachten dieser Stelle in eine fast euphorische Stimmung gelangt, die uns in eine gedankenverloren, schwebende Stimmung versetzt.
Was beinhaltet diese Stelle, daß sie uns so bewegt und die Shintoisten glauben läßt, hier wohnen Götter.

Erfahrenen Meister, die den Weg des ZEN schon weit gegangen sind, helfen mit gedanklicher Leitung dem Schüler, das Wesentliche der Dinge zu erkennen. Meist benutzen sie hierfür wenig oder auch gar keine Worte, da Worte auch nur wieder Gedanken hervorrufen und unser logisches Gehirn aktivieren.
Ein Fingerzeig kann manchmal mehr lehren, als der Inhalt eines ganzen Buches, das mit klugen Wörtern angefüllt ist.
So kann ein alter ZEN-Meister auch in der Gestaltung einer einfachen Gartenfläche Fingerzeige geben.
Er hat natürlich schon längst erfahren, was ein Anblick der Natur bewegen kann und warum.
Er weiß, daß, wenn man einen alten großen und mächtigen Baum betrachtet, man nicht nur den Baum sieht, sondern beim Betrachten seine Stärke, sein Alter und seine Ausdauer fühlt. Der Baum zeigt sich also nicht nur als Baum, sondern er zeigt uns etwas, was uns berührt. Er steht als Sinnbild für Alter Erfahrung, Stärke und Ausdauer.
Ein Berg aus der Ferne betrachtet, stellt einfach nur einen Berg in der Landschaft da. Besteigt man diesen hohen Berg und kommt seinem Gipfel entgegen, so erkennt man bald, daß man hier in eine eigene und andere Welt kommt, die Welt des Berges. Hier in den Felsen erlebt man Größe und Weite. Man spürt den Hauch der Unendlichkeit.

Mit dem Wissen, daß in allen Dingen immer mehr liegt, als man mit den Augen erkennen kann, begannen die ZEN-Meister bald, Flächen zu gestalten, die durch Reduzierung der Ausstattung im Wesentlichen nur noch an Landschaften erinnern, aber diese eigentlich nicht mehr darstellen.
Diese Gärten nennt man nun ZEN-Gärten, weil in ihnen das Wesentliche des ZEN verwurzelt ist.

Damit man durch die Außenwelt nicht abgelenkt wird, sind diese Flächen durch Mauern oder Hecken von der Umgebung abgetrennt.

Durch Gestaltung der Fläche unter höchsten ästhetischen Gesichtspunkten wird auch hier eine vollkommene Harmonie geschaffen die in ihrer Ausstrahlung äußerst anregend wirkt
Betrachtet man diese Stellen in der Dämmerung oder bei Mondschein in längerer Kontemplation, d. h. in tiefer Stille mit ruhigem aber wachen Geist, so gelangt man schnell in einen Zustand der ehrfürchtiger Erhabenheit, wie an einem Platz der Götter.
Dieser schwebende Zustand fördert nun absolut die Bereitschaft zum Öffnen seines Geistes.
Man erkennt daß eine Kiesfläche nicht nur Kies darstellt, sondern wie die Oberfläche eines stillen Bergsees erscheint oder gar eines Ozeans. Man begreift, daß in einem einzelnen Kieskörnchen aus trockenem Stein auch das Wesen von Wasser enthalten ist.
Ein einzelner Stein, der aus dieser Kiesfläche hervorragt, stellt sich nicht nur als ein Stein dar, sondern man erkennt in ihm das Wesen von Felsen, Bergen, ganzer Inseln, ja ganzer Landschaften.
Nach immer weiterer Öffnung des Geistes kann man schließlich erkennen, daß man in seiner Person nicht nur sich selbst darstellt, sondern in der eigenen Person auch das Wesen eines Größeren, Umfassenderen und auch das Wesen des Ganzen liegt.
Man wird zum Teil eines Gesamten, zum Teil des Ganzen.

Das Geheimnis des ZEN-Gartens liegt also darin verborgen, daß man bei seiner Betrachtung erkennt, daß er mehr enthält als das, was das Auge erfassen kann. Er will erfahren und verstanden werden, deshalb verlangt er Zeit.
Mit seiner vollendeten Harmonie lädt er ein zum Verweilen und mit seinem Hinweis auf in ihm verborgene Gleichnisse veranlaßt er uns, unseren Geist zu öffnen, um uns unserer wahre und innerste Natur erleben zu lassen: das Wesen des Buddha
Dr. Wolfgang Hess, Schloss Eickhof, Liebenau 2004
www.zengardens.de

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