Ryokan wurde 1758 in Izumozaki an der Westküste in Japan geboren. Er war der Sohn eines Bürgermeisters und sollte dessen Nachfolger werden. Doch wurde 1777 Mönch in dem Zen-tempel Koshi-ji und bekam den Namen Ryokan (ryo heßt gut, kann heißt Großzügigkeit) .
Nachdem er vier Jahr dort geübt hatte, kam Meister Kokusen in diesen Tempel und Ryokan folgte daraufhin diesen Meister in dessen Tempel Entsu-ji nach Tamashima.
Zu diesen Zeitpunkt war Ryokan 22 Jahre alt und blieb bei seinem Meister die folgenden 12 Jahre. 1790 bestätigte Kokusen ihm die Erleuchtung und starb ein Jahr später.
Nach einer 5 jährigen Pilgerreise ließ er sich in eine Einsiedelei am Berg Kugami nieder. Er besuchte oft die Dörfer um mit den Kindern zu spielen und trank auch gerne mit den Bauern Sake. Er lebte vom Betteln und war für alle eine Freude und lebendige Predigt.
Mit 69 zog er wegen seiner schlechten Gesundheit in das Haus eines seiner Schüler und traf dann seine berühmte Schülerin Teishin. Sie war 40 Jahre jünger als er doch als sie sich trafen war es sofort eine Herzensbegegnung. Sie blieb bis zu seinem Tod 1831 bei ihm.
Manche seiner Zeitgenossen sahen in ihm einen Heiligen, manche einen großen Dichter, manche auch nur einen sonderlichen und etwas verrückten Zen-Mönch. Er hinterließ, in alle Winde verstreut, etwa 1800 Gedichte.
Hier eines seiner Gedichte:
Der Regen hat aufgehört, die Wolken sind weggezogen,
und der Himmel ist wieder klar.
Wenn dein Herz rein ist,
dann sind alle Dinge deiner Welt rein.
Gib diese vergängliche Welt auf, gib dich selbst auf.
Dann werden der Mond und die Blumen
dir den Weg weisen.
Eine bekannte Geschichte von Ryokan:
Er führte das allereinfachste Leben in einer kleinen Hütte am Fuß eines Berges. Eines Abends durchwühlte ein Dieb die Hütte, mußte jedoch feststellen, daß nichts zum Stehlen da war. Ryokan kam nach Hause zurück und ertappte ihn. "Du bist wohl einen langen Weg gegangen, um mich zu besuchen", sagte er zu dem Vagabunden, "und du sollst nicht mit leeren Händen weggehen. Bitte, nimm meine Kleider als Geschenk." Der Dieb war verblüfft. Er nahm die Kleider und machte sich davon. Ryokan saß nackt da und betrachtete den Mond. "Armer Kerl", murmelte er, "ich wollte, ich könnte ihm diesen wunderschönen Mond geben."