Zen hält im Westen für vielerlei Zwecke her und bekommt dabei ein zunehmend schillerndes Gesicht. Ama Samy, seit 1982 von Yamada-Rôshi autorisierter Zen-Lehrer mit eigener Schule in Südindien, lässt alle Ziele gelten, klärt sie in ihrem relativen Wert und lockt den Leser zu einem tieferen Begehren.
Wer sich nicht mit Gesundheit, Erfolg und Wellness zufrieden geben will, mehr als Erbauung und gebrauchsfertige Antworten sucht, dem wird ein weiter Horizont des Fragens aufgetan. Dabei wird auf Wortmagie zugunsten intellektueller Redlichkeit und philosophischer Prägnanz verzichtet. Ama Samy führt den Leser auf einem einfachen Weg, der gleichwohl nur mit großer Hingabe und Ausdauer zu gehen ist. Sein Verzicht auf vorgegebene Antworten ist dabei folgerichtig: Buddha – der Erleuchtete, der du schon bist – musst du selber werden! Es geht hier um die Kunst schöpferischen Tradierens, der unverfälschten Weitergabe des Dharma, der unserem Intellekt ungreifbar bleibt, in den aktuellen Bedingungen von Zeit und Ort. Das ist Sinn und Zweck jeder religiösen Tradition; doch wie oft ist sie schon misslungen, wurde mit eifriger Mission und Dogmatismus verwechselt und hat die spirituelle Dimension einer Religion zum Schweigen gebracht! Als Meister erweist sich der Autor insbesondere darin, dass er den Leser mit dem Gebrauch des wichtigsten Instruments lebendiger Tradition vertraut macht: der performativen Sprache und ihrer Paradoxität. Sie kommt ja gerade im Zen zu eindrucksvoller Blüte. Zum Beschreiben und Erklären taugt sie kaum. Stattdessen löst sie Tat und Werden aus, lässt den Leser in eine neue, Antwort provozierende Wirklichkeit eintreten. Ihm geschieht da wie einem, zu dem schon viel über Liebe geredet wurde, wenn jemand zu ihm sagt: »Ich liebe dich.«
In diesem Buch vermittels Sprache und trotz aller Worte gelingt, was das Charakteristikum echter Zen-Unterweisung ist: zu lehren ohne Schrift und Buchstabe, direkt auf den Herz-Geist zielend.