ZEN - GĂ€rten Einfachheit - NatĂŒrlichkeit - Zeit
Das Wesentliche eines Gartens liegt im Erkennen und Begreifen;
denn der Garten ist erst vollkommen, wenn er verstanden wird
Eine Fabel erzĂ€hlt von einem alten Teemeister in Japan. Er hatte einen Garten geschaffen fĂŒr seinen Freund, der am Meer lebte. Diesen Garten umgab eine hohe Hecke. Sie verwehrte den beiden einen Blick auf das Wasser. Sein Freund aber war unglĂŒcklich, weil er sein geliebtes Meer nicht mehr sehen konnte.
Eines Tages â er wandelte gerade durch seinen Gartenâ ging er zum Wasserbecken, um seine HĂ€nde zu waschen. Als er sich zum Becken nieder bĂŒckte, entdeckte er einen Spalt in der Hecke und gewahrte das tosende Meer.
Da erkannte er die Absicht in der Gestaltung des Gartens: Der Teemeister wollte seinen Geist anspornen. Er hatte eine Verbindung zwischen dem Wasser im Becken und dem groĂen Ozean entdeckt. Und damit auch die Beziehung zwischen sich und dem unbegrenzten Universum erkannt.
Diese kleine ErzÀhlung stammt aus dem 16.Jahrhundert. Sie verdeutlicht die Philosophie, die hinter der vollendeten Gartenkunst steht.
Dabei wird die Gestaltung der Japanischen GĂ€rten - auch Zen-GĂ€rten genannt - von einfachen Richtlinien bestimmt:
Als Erstes muss die Einfachheit beachtet werden.
Alle Elemente werden klar strukturiert und besitzen keinen aufwendigen Zierrat. Hinzu kommt die NatĂŒrlichkeit.
Im Japanischen wird hierfĂŒr das Wort shizen verwendet. Es steht fĂŒr die Vermeidung von KĂŒnstlichkeit.
So zeigen Japanische GĂ€rten meist eine unsymmetrische Gestaltung, um die Natur, wie sie sich uns darstellt, besser einzufangen.
Auch der Begriff koko spielt eine wichtige Rolle in der Philosophie der Zen-GĂ€rten. Er bedeutet soviel wie Alter und Zeit,
bzw. die Relevanz der beiden fĂŒr das Erkennen.
yugen und miegakure sind vielleicht die zwei wichtigsten Elemente fĂŒr die Gestaltung. Das Erste steht fĂŒr die Unklarheit und
Dunkelheit als Ăbermittler des Geheimnisvollen und UnergrĂŒndlichen.
Es soll den Scharfsinn fördern, wie bei dem Freund des Teemeisters.
Der andere Begriff fordert die Vermeidung des vollen Ausdrucks, um das Konzept des yugen -also des Nachdenkens - noch einmal zu
unterstreichen.
Diese beiden Elemente verdeutlichen den wichtigsten Gedanken fĂŒr die Gestaltung eines Japanischen Gartens:
In der Zusammenstellung von Steinen, Wasser und Pflanzen liegt immer mehr, als das bloĂe Auge entdecken kann.
Es ist nicht nur die Ă€uĂere Betrachtung der Dinge. Sondern auf den tieferen Sinn dahinter kommt es an.
Es gilt den Kern zu erfĂŒhlen und zu ergrĂŒnden.
So wird der Zen-Garten zu einem Ort der ruhigen Gedanken, entworfen und geschaffen um beides zu nÀhren,
das Herz und die Seele des Menschen.
Hat man dieses Prinzip verstanden, geht es einem wie dem Freund des Teemeisters.
Er begriff, dass nicht mehr sein menschlicher MaĂstab eine Rolle spielte, sondern dass er vom Garten vereinnahmt wurde.
Er war nicht mehr Besitzer oder Betrachter seines Gartens, sondern zum Teil eines Ganzen geworden
Dieses Gesamtkonzept begrĂŒndet sich auf dem ZEN-Buddhismus.
UrsprĂŒnglich aus China stammend, hatte dieser im 13.Jahrhundert einen krĂ€ftigen Einfluss auf Japan und seine GĂ€rten.
Und so stammen die Japanischen GĂ€rten aus China.
Schon der erste Garten, der in Japan im Jahre 607 gestaltet wurde bezog sich direkt auf die chinesischen GĂ€rten.
Die Chinesen entwarfen ihre GĂ€rten als verkleinerte Weltdarstellung, als die weltliche Darstellung des Paradieses:
HĂŒgel verkörperten Bergketten, Teiche inlĂ€ndische Meere, Gehölze standen fĂŒr pfadlose WĂ€lder.
Diese Parks wurden von Herrschern und reichen Edelleuten der Gesellschaft nach eigenen EntwĂŒrfen in Auftrag gegeben.
Ihre GĂ€ste sollten sich darin dem kultivierten VergnĂŒgen hingeben und den Göttern nĂ€her sein.
In ihm wurde gespielt und er galt als Szenario fĂŒr Lesungen und musikalische Unterhaltungen.
Im 9.Jahrhundert entfernten sich die Japaner von der chinesischen Art der Gartengestaltung und entwarfen eigene Ideen.
Dann mit der Ăbernahme des ZEN im 13.Jahrhundert entstehen die eigentlichen ZEN-GĂ€rten.
Die GĂ€rten werden abgewandelt.
Sie sind nun nicht mehr Ort der GruppenvergnĂŒgung, sondern eine StĂ€tte, die die eigene Meditation fördern möchte.
WandelgĂ€rten mit versteckten und erkennbaren An- und Absichten heiĂen die Stichwörter.
Der Betrachter durchwandelt den Garten, wÀhrend er besinnlich die sich Àndernden Ansichten der Landschaft betrachtet
und dabei auch geistig neue Blickwinkel entdeckt.
Schon bald beeinflusst der ZEN-Buddhismus alle KĂŒnste und so erweitert sich auch die Bedeutung der ZEN-GĂ€rten.
Sie werden u. a. fĂŒr die bedeutende Tee-Zeremonie eingesetzt.
Zudem verÀndert sich die Gestaltungsart der GÀrten.
Der Trocken-Garten als die Verkörperung der ZEN-Landschaft hÀlt Einzug.
In diesem finden sich weder Pflanzen noch BĂ€ume noch Wasser.
Er besteht einzig aus geharktem Sand und Felsgruppierungen.
Heute wird der kulturelle Wert dieser GĂ€rten wieder entdeckt.
Alte GÀrten werden restauriert und erfreuen sich stÀndig wachsender Besucherzahlen, vor allem auch durch die Japaner selbst.
Und nicht nur in Japan werden neue ZEN-GĂ€rten geschaffen.
Weltweit kann man inzwischen in Japanischen GÀrten wandeln und seinen Gedanken nachhÀngen auf der
Suche nach Erkenntnis.
Dr. Wolfgang Hess;
SchloĂ Eickhof, Liebenau 2004
www.zengardens.de
http://www.zenpage.de